Venenerkrankungen werden durch langes Sitzen oder Stehen begünstigt. Viele Berufstätige können diese Körperhaltungen im Arbeitsalltag nicht vermeiden. Doch sie können trotzdem etwas für ihre Venengesundheit tun, um das Risiko einer Thrombose, einer akuten Venenerkrankung, zu minimieren.
Venenerkrankungen im Überblick
Venenleiden lassen sich in akute und chronische Erkrankungen einteilen. Zu den akuten Venenerkrankungen zählen die oben erwähnte Thrombose, genauer gesagt die oberflächliche Venenthrombose (Thrombophlebitis) und die tiefe Beinvenenthrombose (TVT), wobei ein Blutgerinnsel in einer oberflächlichen oder tiefen Vene entsteht, das die Vene verschließt.
Die verbreitetsten chronischen Venenerkrankungen sind das Krampfaderleiden (Varikose) und die Chronische Venöse Insuffizienz (CVI). Viele Betroffene stören sich zunächst am optischen Erscheinungsbild von Krampfadern und Besenreisern. Dass diese jedoch auf eine ernsthafte Venenerkrankung hinweisen können, wissen viele nicht. Dabei sind chronische Venenleiden weit verbreitet: etwa jede fünfte Frau und jeder sechste Mann in Deutschland ist von einer fortgeschrittenen Form betroffen; 80.000 Menschen sogar von einem offenen Bein, einer schweren Folgeerscheinung chronischer Venenleiden.
Bewegungsmangel fördert Venenleiden
Warum Bewegung das Risiko für Venenerkrankungen verringert, wird deutlich, wenn man die Entstehungsweise von Krampfadern näher betrachtet.
Wenn der Mensch in Bewegung ist, verkürzen sich die Beinmuskeln und können das Blut einfacher in Richtung Herz pumpen. Die Venenklappen – auch als Segelklappen bezeichnet – verhindern, dass das Blut zurück in die Beine fließt. Wer viel und lange sitzt oder steht, sorgt unbeabsichtigt dafür, dass mehr Blut in den Beinen verbleibt. Auf Dauer werden die Venen dadurch gedehnt, bis sie irgendwann so stark geweitet sind, dass die Segelklappen sie nicht mehr vollständig verschließen. In der Folge fließt mehr und mehr Blut Richtung Fuß, das über oberflächliche Venen wieder abfließt: Diese werden also stärker gefüllt und treten als Krampfadern hervor.
Bei der Varikose kann es zu einem Schweregefühl und Schmerzen in den Beinen kommen, die typischerweise bei längerem Stehen zunehmen. Zusätzlich auftreten können Juckreiz, Schwellungen der Beine (Ödeme), Veränderungen der Haut bis hin zum Unterschenkelgeschwür (Ulcus Cruris), das häufig nicht abheilt – auch „offenes Bein“ genannt.
Wer bereits Beschwerden hat, sollte sich damit beim Hausarzt vorstellen oder sich direkt an einen Phlebologen (Venenspezialisten) wenden.
Im Arbeitsalltag für gesunde Venen sorgen
Durch die Vererbbarkeit von schwachen Venen besteht bei familiär vorbelasteten Menschen ein höheres Risiko für Venenleiden. Doch auch und gerade sie können und sollten etwas für ihre Venengesundheit tun. Doch wie können all diejenigen, die während der Arbeitszeit lange sitzen oder stehen müssen, vorsorgen?
Wer im Büro arbeitet und viel sitzt, kann einen Teil der Arbeitsmaterialien ein Stück weit vom Schreibtisch entfernt aufbewahren, um häufiger aufstehen zu müssen. Statt dem Kollegen eine E-Mail zu schicken, kann man ihn im Büro besuchen. Das hält nicht nur fit, sondern spart oft auch Zeit. Müssen beim Telefonieren keine Notizen gemacht werden, kann man dabei auf und ab gehen. Auch im Sitzen können Übungen gemacht werden, die die Venengesundheit unterstützen: Zwischendurch die Beine hochzulegen entlastet die Venen; mit den Zehen zu wippen stärkt sie. Es gibt sogar spezielle Venen-Wippen, auf denen man in Sitzposition seine Füße abstellen und bewegen kann.
Menschen, die bei der Arbeit lange stehen müssen, wie etwa Verkäufer/innen, belasten ihre Venen noch stärker als sitzende Personen. Auch sie sollten mehr Laufwege in ihre Arbeit einbauen und sich nicht davor scheuen, ihre Beine in den Pausen mal hochzulegen.
Wer geschäftlich längere Strecken mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem Auto zurücklegt, kann ebenfalls einige Tipps für mehr Venengesundheit umsetzen: Wer die Wahl hat, sollte sich einen Platz mit mehr Beinfreiheit suchen. Am Gang beispielsweise lassen sich die Beine auch mal ausstrecken. Ansonsten: Zehen wippen, Füße kreisen und zwischendurch aufstehen, wenn das möglich ist. Bei längeren Auto- oder LKW-Fahrten verhelfen aktive Pausen nicht nur zu mehr Konzentration im Straßenverkehr, sondern auch zu gesunden Venen. Engsitzende Kleidung ist wenig empfehlenswert, leichte Kost hingegen schon. Nicht zuletzt helfen auch Kompressionsstrümpfe, die es heutzutage sogar in modernen Farben und Mustern gibt.
Freizeit: Laufen und Liegen
Was den Venen gut tut, kann man sich anhand der 3L-3S-Regel gut merken: „Lieber Laufen und Liegen – Statt Sitzen und Stehen“.
Nach Feierabend legen ohnehin viele Berufstätige – gerade die, die viel stehen – ihre Beine hoch. Damit tun sie intuitiv oder bewusst ihren Venen etwas Gutes, denn die höhere Lagerung der Beine entlastet die Gefäße im Bein, indem das Blut einfacher zum Herzen fließen kann.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bewegung im Alltag: Zu Fuß oder mit dem Rad zum Bäcker statt mit dem Auto, Treppe statt Rolltreppe oder Fahrstuhl. Ein Plus an Bewegung lässt sich häufig auch auf dem Weg zur Arbeit umsetzen und sei es nur, dass man eine Straßenbahnhaltestelle früher aussteigt und den Rest des Weges läuft.
Auch wenn Berufstätige, die überwiegend sitzende und stehende Tätigkeiten ausführen, mehr Bewegung in ihren Arbeitsalltag einbauen, ist das insgesamt noch zu wenig. Die Deutsche Venen-Liga e.V. empfiehlt, regelmäßig Sport zu treiben, insbesondere Sportarten wie Walking, Nordic Walking, Radfahren und spezielle Venengymnastik.
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