Rückenschmerzen – wer kennt sie nicht? Unter dem Motto „Balance halten – Rücken stärken“ zeigen Experten am Tag der Rückengesundheit wie man durch einen ausgeglichenen Lebensstil seinen Rücken langfristig stark und gesund hält.
Rückenschmerzen – ein Volksleiden
Zwei Drittel aller Deutschen leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. 34 Prozent klagen über rezidivierende oder chronische Rückenschmerzen. Dass jüngere Menschen häufiger betroffen sind als Ältere zeigt, dass diese keineswegs mit Alterungsprozessen und Verschleißerscheinungen zu erklären sind. Nur in zehn Prozent der Fälle liegen ernsthafte Erkrankungen vor. In der Regel werden diese mit Medikamenten, Krankengymnastik, Massagen und Spritzen behandelt. Allerdings können durch diese Maßnahmen nur die Symptome gelindert werden, sodass keine langfristige Verbesserung eintritt und 80 Prozent der Behandelten mit Rückenschmerzen wiederkehren. Tatsächlich liegt die Ursache für Rückenschmerzen meistens in den Lebensumständen der Betroffenen. Das bedeutet dass diese sehr viel selbst tun können (und sollten), um ihre Rückengesundheit langfristig zu verbessern.
Ungleichgewicht als Ursache für Rückenschmerz
Bereits vor Jahrtausenden erklärte die traditionelle chinesische Medizin, warum ein Körper, der nicht mehr im Gleichgewicht ist, krank wird. Die Chinesen erkannten schon damals, dass Körper und Geist eng miteinander verbunden sind und sich seelische Belastungen in körperlichen Beschwerden äußern können und umgekehrt. Auch in der westlichen Schulmedizin weiß man inzwischen, dass dauerhafte Überbelastung oder Unterforderung zu Unausgeglichenheit führt – sowohl mental als auch körperlich.
Sprichwörter wie „die Angst sitzt einem im Nacken“ oder „eine Last auf den Schultern tragen“ kommen nicht von ungefähr: Beruflicher oder privater Stress macht sich häufig in Form von Nacken- oder Rückenschmerzen bemerkbar. Umgekehrt schlagen chronische Schmerzen natürlich aufs Gemüt. Ein Teufelskreis? Nein. Es braucht genau drei Schritte zu einem gesunden Rücken.
Schritt 1: Ursache für Ungleichgewicht finden
Ein Ungleichgewicht kann sowohl bei Unter- als auch Überforderung entstehen. Müssen Sie zu Hause oder im Job schwere körperliche Arbeit verrichten und haben keine Zeit zur Regeneration? Auch Fehlhaltungen und einseitige Belastung wie langes Sitzen oder Stehen können der Grund für Rückenschmerzen sein, da die Muskeln einseitig belastet werden, sich dadurch verkürzen und es zu Verspannungen kommt. Ebenso schadet ein Mangel an Belastung dem Rücken: Die Muskeln werden weniger durchblutet und abgebaut, sodass der Körper an Stabilität verliert und sich Fehlhaltungen einschleichen, die wiederum zu Verspannungen führen.
Werfen Sie also einen prüfenden Blick auf Ihren Alltag. Wird Ihr Rücken einseitig beansprucht? Verharren Sie häufig und für längere Zeiträume in derselben Position? Wie viel Bewegung integrieren Sie in Ihren Alltag?
Auch eine Überforderung der Psyche, ausgelöst durch hohen Leistungsdruck, mangelnde Wertschätzung oder soziale Konflikte, kann psychosomatische Beschwerden und Erkrankungen verursachen. Unbewusst erhöht sich bei psychischem Stress die Grundspannung der Körpers, Kieferknochen werden nachts aufeinander gerieben, Schultern hochgezogen oder eine gebeugte Körperhaltung eingenommen, sodass es zu Verspannungen im Nacken-Schulterbereich kommt. Auch das Gegenteil, die chronische Unterforderung ist Gift für die Psyche. Wer keine Aufgabe hat, sich dauerhaft langweilt und keine Perspektive sieht, wird unglücklich und überträgt diese negative Einstellung auf seine Körperhaltung: Der Kopf hängt, die Brust fällt ein, die Schultern ziehen nach vorne – eine Fehlhaltung wird eingenommen, bei der Muskeln einseitig belastet werden und verspannen.
Horchen Sie in sich hinein. Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Chef und Ihren Kollegen? Werden Sie in Ihrem Job angemessen gefordert, ohne zu hohen Druck zu verspüren? Bleibt genug Zeit für das Privatleben? Gibt es hier Dinge, die Sie als stressig empfinden? Vergleichen Sie sich bei dieser Analyse nicht mit anderen. Jeder Mensch muss seine individuelle Balance zwischen Belastung und Erholung finden.
Schritt 2: Ungleichgewicht beseitigen
Als nächstes müssen Sie das identifizierte Ungleichgewicht beseitigen. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um Sie im Job körperlich oder psychisch ins Gleichgewicht zu bringen. Andere Aufgaben oder ein Wechsel in eine andere Abteilung? Eine Aussprache mit den Kollegen? Ergonomische Arbeitsplätze oder technische Hilfsmittel um den Rücken zu entlasten? Arbeitgeber fördern gesunde Arbeitsplätze, da zufriedene und motivierte Arbeitnehmer bessere Leistungen erbringen und auch die Fluktuationsraten verringert werden. Ihr Privatleben sollten Sie ebenfalls unter die Lupe nehmen und mit der Familie und Freunden offen über Probleme oder Unzufriedenheit sprechen.
Bei Bewegungsmangel sollten Sie körperlich aktiv werden. Nicht nur Kraftsport fördert die Rückengesundheit. Jegliche Art von Bewegung wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, welche Sportprogramme finanziell gefördert werden.
Schritt 3: Gleichgewicht halten
Ein ergonomischer Bürostuhl und ein vierwöchiger Sportkurs reichen natürlich nicht aus, um seine Rückengesundheit dauerhaft zu verbessern. Nur was langfristig gepflegt wird, kann auch langfristig gesund und stark sein.
Ihr Körper benötigt Achtsamkeit und Selbstfürsorge – ein Leben lang. Durch einen aktiven, gesundheitsförderlichen Lebensstil können Sie Ihre physische und psychische Leistungsfähigkeit lebenslang steigern. Dies bedeutet, dass Sie körperliche Aktivitäten in Ihren Alltag integrieren sollten. Auch positive soziale Beziehungen, Arbeitszufriedenheit, Dauerstressvermeidung, regelmäßige Entspannung und eine ausgewogenen Ernährung sind die Grundlagen für das psychische und physische Gleichgewicht.
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Bundesverband deutscher Rückenschulen
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Stand: August 2020