An Rheuma erkrankte Erwerbstätige sind keine Seltenheit. Denn entgegen der landläufigen Meinung betrifft Rheuma nicht nur ältere Menschen. Während Arthrosen, also verschleißbedingte Gelenkprobleme, tatsächlich gehäuft in höherem Lebensalter auftreten, beginnt die entzündliche Form Arthritis besonders oft zwischen 20 und 50 Jahren. Auch andere Rheumaformen beginnen häufig im jungen Erwachsenenalter, einige sogar bereits bei Kindern und Jugendlichen. Doch wie können sich Betroffene den Arbeitsalltag erleichtern? Welche Möglichkeiten bestehen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei längeren Krankheitsphasen?
Was ist Rheuma?
Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Darunter sind rund 800.000 Patienten von rheumatoider Arthritis betroffen. Die Krankheit zeichnet sich durch chronische Entzündungsprozesse aus, die die Gelenke fortlaufend zerstören können. Betroffene bemerken die Erkrankung üblicherweise durch Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit. Beide Symptome können den Arbeitsalltag belasten und führen nicht selten zu längeren Phasen von Arbeitsunfähigkeit bis hin zur Frühberentung.
Doch solange die Erkrankung nicht zu weit fortgeschritten ist, lassen sich durch gezielte Maßnahmen Erleichterungen am Arbeitsplatz erreichen und sogar einer Verschlimmerung der Symptome vorbeugen.
Am Arbeitsplatz: Entlastung für die Gelenke
Eine Vielzahl von beruflichen Tätigkeiten ist nicht gerade gelenkschonend. Was für Berufstätige mit einem gesunden Bewegungsapparat gilt, ist für Rheumapatienten umso wichtiger: Achten Sie auf einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz. Wer im Büro arbeitet, kann sich mit dem passenden Stuhl eine angenehmere Sitzposition einrichten. Eine Alternative zur klassischen Computermaus kann eine Rollermaus sein, für deren Benutzung man den Arm nicht ausstrecken muss, sodass die Schultergelenke entlastet werden. Freisprechanlagen und Headsets ermöglichen Telefonate, ohne ein Gerät halten zu müssen. Häufig schmerzen bei Rheumapatienten Finger- und Handgelenke oder sie sind in ihren Bewegungen eingeschränkt, sodass das Tippen schwierig werden kann. Moderne Spracherkennungsprogramme ermöglichen es, Textestattdessen einzusprechen.
Nicht nur Rheumatiker sollten den Bildschirm in angenehmer Höhe aufstellen. Der Nacken wird es allen danken. Als Faustregel gilt: Die Oberkante des Bildschirms sollte auf Augenhöhe oder bis zu zehn Zentimeter darunter liegen. Diese Lösung ist allerdings nicht immer möglich oder praktikabel. Hier gilt es auszuprobieren, bis der Bildschirm von einer angenehmen Sitzposition aus betrachtet werden kann.
Vorbeugen von Beschwerden und Begleiterkrankungen
Etwa acht von zehn Rheumapatienten haben mindestens eine Begleiterkrankung. Deshalb widmet sich die Deutsche Rheuma-Liga am Welt-Rheuma-Tag 2018 dem Thema „Rheuma kommt selten allein – Begleiterkrankungen vorbeugen und behandeln“. Typische Begleiterkrankungensind beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Depressionen.
Die höhere Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt in der chronischen Entzündung begründet, die zu einer vermehrten Verkalkung der Blutgefäße führt. Auch einige Medikamente, die bei Rheuma eingesetzt werden, haben diesen Nebeneffekt.
Nicht nur die rheumatische Erkrankung selbst, sondern auch ihre Begleiterkrankungen können den (Arbeits-)Alltag erschweren. Um Begleiterkrankungen vorzubeugen, empfiehlt die Deutsche Rheuma-Liga, die medikamentöse Therapie so einzustellen, dass keine Entzündung mehr nachweisbar ist. Das bedeutet, die Gelenke und Entzündungswerte im Blut regelmäßig kontrollieren und die Therapie ggf. anpassenlassen. Dabei sollte so wenig Kortison wie möglich zum Einsatz kommen, da das Medikament langfristig ebenfalls Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sowie auf Augen, Haut und Knochen haben kann. Empfohlen werden auch einige Schutzimpfungen, da Kortison das Immunsystem schwächen kann. Vielen Erkrankten helfen Kontakte zu anderen Betroffenen, um mit der Erkrankung besser umgehen zu lernen und so auch das Risiko für eine Depression zu verringern.
Maßnahmen bei Arbeitsunfähigkeit
Wenn die Belastung am Arbeitsplatz durch Schmerzen, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit oder Begleiterscheinungen wie wiederkehrende Infekte zu groß wird, ist eine Krankschreibung oft ein ratsamer Schritt, um dem Körper Ruhe zu gönnen.
Zunächst empfiehlt es sich, mit dem behandelnden Rheumatologen oder dem Hausarzt über die Situation zu sprechen. Ein Besuch beim Betriebsarzt ist ebenfalls ratsam, denn dieser kennt sich sowohl mit der Erkrankung als auch mit den speziellen Gegebenheiten am Arbeitsplatz aus. Gemeinsam können Ideen für eine Weiterbeschäftigung ausgearbeitet werden, wie etwa eine Verringerung der Arbeitszeit, eine andere Tätigkeit innerhalb des Unternehmens (z. B. der Wechsel von einer körperlich fordernden Tätigkeit ins Büro) oder auch eine berufliche Wiedereingliederung, bei der die Arbeitsbelastung langsam gesteigert wird.
Kann innerhalb des Unternehmens keine Lösung gefunden werden, kommt vielleicht ein Arbeitsplatzwechsel in Betracht. Die Regelungen zur Erwerbsminderungsrente sehen sogar vor, dass die Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt überprüft wird und nicht nur im aktuell ausgeübten Beruf.
Aufgrund einer Erkrankung Entscheidungen zur beruflichen Zukunft treffen zu müssen, kann sehr belastend sein. Betroffene können davon profitieren, sich einerseits umfassend zu informieren, andererseits aber auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören („Was traue ich mir zu?“, „Was tut mir körperlich und seelisch gut?“).
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