Wer beim Desinfizieren der Hände nur an den Schutz vor Keimen und Viren denkt, denkt zu kurz und hat leicht Probleme mit trockenen Händen. Dabei ist eine gesunde Haut wichtig, um sie gut desinfizieren zu können. Worauf Sie bei der Händedesinfektion unbedingt achten sollten und wieso Hautschutz und Hautpflege ebenso mit der Händedesinfektion einhergehen sollten, erfahren Sie in meinem Blogbeitrag.

Wenn Sie schon einige meiner Blogbeiträge gelesen haben, wissen Sie, dass das Händewaschen aus meiner Sicht die wichtigste Hygienemaßnahme überhaupt darstellt. Die Händedesinfektion kann unterstützend durchgeführt werden – an einigen Arbeitsplätzen, z. B. im Gesundheitswesen, ist sie Pflicht und gehört wie das Händewaschen zu den wichtigsten Infektionspräventionsmaßnahmen. Damit Händehygienemaßnahmen jedoch richtig funktionieren und den gewünschten Effekt erzielen, ist es wichtig, den Hautschutz und die Hautpflege bei allen Maßnahmen mit zu berücksichtigen.

Wasser trocknet die Haut aus

Beim Händewaschen mit Wasser und Seife wird Schmutz abgewaschen. Gleichzeitig wird aber die Struktur der oberen Hautschicht (stratum corneum) gestört. Das Hautfett wird aus der Haut herausgelöst, abgespült und geht so verloren. Beim Waschen wird zudem Wasser in die oberen Hautschichten eingelagert, was zu einer Auflockerung des Zellverbandes führt. Wasser aus der Haut kann daher leichter verdunsten, was ebenfalls zu einer Austrocknung führt. All dies bewirkt eine Störung der Barrierefunktion der Haut. Seifen sind unterschiedlich aggressiv. Als besonders hautfreundlich gelten Waschpräparate auf Zuckertensidbasis.

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Desinfektion ist verträglicher

Bei den meisten in Deutschland eingesetzten Händedesinfektionsmitteln bilden Alkohole die wirksame Grundlage. Die Hauptwirkung der Alkohole auf die Haut besteht in einer Störung der Struktur der oberen Hautschicht, insbesondere der dort vorhandenen Fettschichten. Ähnlich wie beim Waschen kommt es dabei zur Herauslösung von Hautfetten. Im Unterschied zur Waschung werden die Fette jedoch nicht abgespült, sondern bei der heute üblichen Einreibemethode wieder in die Haut eingerieben. Die Haut wird also nicht entfettet – was ein wesentlicher Grund für die bessere Verträglichkeit der Händedesinfektion gegenüber dem Händewaschen ist. Die Handdesinfektion ist bei fehlender sichtbarer Verschmutzung der Hände dem Händewaschen demnach immer vorzuziehen, da sie die epidermale Barriere weniger beeinträchtigt.

Das hautreizende Potenzial der zur Händedesinfektion eingesetzten Alkohole ist gering und mit dem von Wasser vergleichbar. Trotzdem werden Händedesinfektionsmittel oft als hautbelastender wahrgenommen, da Alkohole auf vorgeschädigter Haut ein brennendes Gefühl erzeugen. Wichtig: Nicht direkt im Anschluss an die Desinfektion die Hände waschen!

Das Tragen von Ringen und Unterarmschmuck beeinträchtigt übrigens den Desinfektionserfolg, da unter dem Schmuck eine relevante Bakterienbesiedlung verbleibt. Zum anderen können Desinfektionsmittelreste unter dem Schmuck verbleiben, die unter Umständen durch einen Feuchtigkeitsstau Hautirritationen hervorrufen können.

Handschuhe nicht zu lange tragen

Flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe wirken wie eine Dampfsperre. Unter dem Handschuh bildet sich eine feuchte Kammer, die zur Quellung und Schädigung der Hautbarriere führt. Hierdurch steigt die Gefahr des Eindringens von Fremdstoffen (z. B. Handschuhinhaltsstoffen) in die Haut, was Hautirritationen und Allergien begünstigt. Daher sollten flüssigkeitsdichte Handschuhe nur solange wie nötig und so kurz wie möglich getragen werden. Die Verwendung von Unterziehhandschuhen aus aufsaugendem Material, z. B. Baumwolle, kann die Hautbelastung ebenfalls verringern.

Erst Schutz, dann Pflege

Hautschutz- und Hautpflegecremes sollen die Belastung der Haut reduzieren und die obere Hautschicht durch Zuführen von verlorenen Fetten wieder stabilisieren. Das Auftragen eines Hautschutzproduktes vor der Arbeit ist daher empfehlenswert. Hautpflegemittel werden nach der Arbeit aufgetragen. Sowohl Hautschutz- als auch Hautpflegeprodukte müssen auf Verträglichkeit und Kompatibilität mit anderen Produkten der Händehygiene geprüft werden. Alle Hautschutzmittel zählen zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA).

 

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Rötungen und Juckreiz?

Achten Sie auf Warnsignale Ihrer Haut. Wenn es rot wird oder juckt, stimmt etwas nicht und Sie sollten handeln. Wenn ein Pflegepräparat zur Regeneration der Hautbarriere zu keiner Linderung führt, lassen Sie Ihren Hautarzt bzw. Ihre Hautärztin einen Blick auf Ihre Hände werfen. Hautschäden sollten individuell versorgt werden.

Arbeitsmedizinische Vorsorge

„Feuchtarbeit“ wurde mit der Neuerung der TRGS 401 neu definiert. Hier lesen Sie meinen Blogbeitrag zur Feuchtarbeit …

Das Wichtigste noch einmal auf einen Blick

  • Entscheidend für eine gute Handhygiene ist eine gepflegte, intakte Haut.
  • Desinfektion der Hände hat Vorrang vor Händewaschen mit Seife (bei fehlender sichtbarer Verschmutzung)
  • Unbedingt vermeiden: Händewaschen mit anschließender Desinfektion oder die umgekehrte Abfolge.
  • Flüssigkeitsdichte Handschuhe sollten so oft wie nötig, aber nur so selten wie möglich getragen werden.
  • Möglichst nach jeder Waschung und Desinfektion sollte die Haut mit einem Pflegepräparat eingecremt werden.
  • Bei Hautproblemen rechtzeitig einen Hautarzt/eine Hautärztin aufsuchen oder nehmen Kontakt mit Ihrer Betriebsärztin/Ihrem Betriebsarzt aufnehmen.

Achten Sie gut auf sich und Ihre Hände!

Weitere Informationen

 

Foto: AdobeStock_335425194_suraphol

Stand: Juni 2023