Mit den guten Vorsätzen verhält es sich ähnlich wie mit den guten Ratschlägen. Sie sind gut gemeint, sollen motivieren, aber mit der langfristigen Umsetzung gibt es Probleme. Frust ist vorprogrammiert. Muss das so sein? Nein, denn wenn man versteht, wie wir Menschen nachhaltig und langfristig zu Veränderungen bereit sind, dann klappt es sicher auch mit den Plänen, Gesundheit und Wohlbefinden im neuen Jahr zu verbessern.
Wichtig ist, dass die guten Vorsätze realistisch sind, dass man sich ehrlich einschätzt und die Ziele nicht zu hoch steckt.
Wer sich im Büro besser ernähren möchte, kann, muss aber nicht in aller Frühe vor der Arbeit den Salat schnippeln und noch ein Dressing dazu selbst machen. Dazu reicht bei vielen die Zeit einfach nicht. Realistischer wäre es, erst mal im Büro den kleinen Hunger zwischendurch mit gesunden Dingen in den Griff zu bekommen. Beim nächsten Einkauf kann man Nüsse und Trockenfrüchte mitnehmen und diese am Arbeitsplatz so platzieren, dass sie in erreichbarer Nähe sind (und man sich nicht schnell den Schokoriegel aus der Kantine holt). Trockenfrüchte stillen gut den Hunger, sind ballaststoffreich und die Kohlenhydrate gehen langsam ins Blut. Sie sind abwechslungsreich (Apfelringe, Mangostreifen, Cranberries …) und schmecken obendrein sehr lecker. Nüsse sind sehr reich an gesunden Nährstoffen, machen lange satt und haben einen schönen Knabbereffekt. Bedenken sollte man aber auch hier, dass Trockenfrüchte und Nüsse energiereich sind und in Maßen genossen werden sollten.
Um die Leistungsfähigkeit schnell wiederherzustellen, zieht es viele zur Kaffeemaschine. Andere schwören auf ihren Grünen Tee, der ebenfalls eine stark anregende Wirkung hat – für manche Menschen sogar stärker als Kaffee. Egal, ob Kaffee oder Tee – beides sollte in Maßen getrunken und genossen werden. Inzwischen gibt es im Handel viele weitere leckere Teesorten, wie Kräuter- und Früchtetees. In der Mittagspause geht man übrigens zu Fuß um den Block und holt sich den fertigen gesunden Salat aus dem Laden. Und wieder hat man sich bewegt, hat eine Pause vom Arbeitsplatz, sieht etwas anderes und kann einmal kurz durchatmen. Der Körper wird es danken.
Der Grund, warum die guten Vorsätze nicht lange halten, ist nämlich die Tatsache, dass wir verzichten müssen, uns einschränken oder uns sogar noch mehr anstrengen sollen. Und das macht langfristig, sei man auch noch so motiviert, niemand gern! Warum? Weil es keine guten Gefühle verursacht!
Klüger ist es, nach dem Belohnungsprinzip zu arbeiten. Wer sich ab Januar vornimmt, ab jetzt jeden Tag ein halbe Stunde nach der Arbeit zu joggen, wird das nur, gerade in der dunklen Jahreszeit, mit höchster Selbstdisziplin hinkriegen. Und diszipliniert ist man schon bei der Arbeit genug, weil jeder immer sein Bestes gibt. Für die Seele und den Geist ist die Aussicht viel angenehmer, abends einen halbstündigen Spaziergang zu machen, vielleicht mit einem schönen Ziel und sich danach zu Hause zu entspannen. Menschen brauchen positive Erlebnisse, dann werden sie im positiven Sinne zu „Wiederholungstätern“ und fühlen sich durch kleine Erfolge motiviert weiterzumachen.
Vermutlich tut der Single gut daran, sich vorzunehmen direkt nach der Arbeit eine Stunde ins Fitness-Studio zu gehen, um sich auszupowern. Aber den Vorsatz, jeden Tag eine Stunde Yoga nach der Arbeit zu machen, wird die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern nach einem anstrengenden Arbeitstag kaum umsetzen können. Doch wenn sie während der Arbeit immer mal einen Augenblick inne hielte, um in sich hineinzufühlen, zu schauen, wo Spannungen oder Schmerzen sind, deren Signale man kaum noch bei dem ganzen Alltagsstress wahrnimmt, wäre dies ein erster Ansatz, um achtsamer mit sich umzugehen. Das scheint wenig, ist aber der notwendige Anfang, um wirklich etwas zu bewirken. Sich gezielt strecken und dehnen oder ein wenig zu räkeln, wird dann sofort eine kleine, aber feine wohltuende Wirkung entfalten.
Dass man im Stehen telefoniert, die Treppe statt des Aufzugs nimmt, sind keine großen Neuigkeiten im gesunden Büroalltag.
Aber dem täglichen Stress, der auch gerade unter Kolleginnen und Kollegen entsteht, mit Gelassenheit zu begegnen, bleibt eine dauernde Herausforderung. Wie wäre es anstatt einer Liste von unrealistischen guten Vorsätzen mit einem Mantra für das neue Jahr? Zum Beispiel: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Lächeln, eine freundliches Geste und ein liebes Wort. Jeden Tag neu.“ Und damit kann man den Morgen im Bad bereits bei sich selbst beginnen, wenn man in den Spiegel schaut.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen beim Umsetzen Ihrer ganz persönlichen Vorsätze für das neue Jahr!
Ihre Eva Cramer