Es juckt, kratzt und tränt – Allergien beeinträchtigen das Leben von rund 25 Millionen Betroffenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland. Neben der Reizung der Schleimhäute leiden Allergiker unter schlechtem Schlaf, verminderter Leistungsfähigkeit und Erschöpfung. Auch im beruflichen Umfeld können sich Heuschnupfen-Allergiker vor Pollenflug schützen.

Allergien nehmen immer mehr zu. Als mögliche Gründe werden unterschiedliche Risikofaktoren benannt:

  • Tabakrauch:
    Unter den umweltbedingten Risikofaktoren spielt der Tabakrauch eine herausragende Rolle. So ist die Wahrscheinlichkeit an Asthma zu erkranken bei Kindern rauchender Eltern deutlich erhöht.
  • Luftschadstoffe:
    Luftschadstoffe wie Ozon, Stickoxide oder Feinstaub erhöhen vermutlich die allergische Reaktionsbereitschaft. Die Stoffe können sowohl die allergieauslösenden Eigenschaften von Allergenen der Luft verstärken als auch die Schleimhäute der Atemwege schädigen und damit den Allergenen das Eindringen in den Körper erleichtern. So steigen die Infektanfälligkeit und die Reizbarkeit, wodurch die Allergienausbildung der Atemwege zumindest begünstigt wird.
  • Genetische Veranlagung:
    Die Bereitschaft auf bestimmte Stoffe allergisch zu reagieren, die i. d. R. harmlos sind, ist vererbbar. Das heißt jedoch nicht, dass jedes Kind von Allergiker-Eltern auch selbst zum Allergiker wird.

Ein weiterer Erklärungsansatz ist die Hygienehypothese, bei der davon ausgegangen wird, dass gründliche oder sogar übertriebene Hygiene dazu führt, dass das Immunsystem nur eingeschränkt aktiviert wird. Es ist dadurch „unterbeschäftigt“ und tobt sich quasi mit der Ausbildung allergischer Erkrankungen aus. Wenn der Körper sich plötzlich gegen an sich harmlose Stoffe wehrt, bezeichnen Mediziner diese Reaktion als Sensibilisierung. Lösen Stoffe zudem allergische Symptome aus, nennt man diese Stoffe Allergene und spricht von einer Allergie. Meist treten allergische Beschwerden nicht direkt, sondern erst nach wiederholtem Kontakt mit dem Allergen auf.

Welche Allergien gibt es?

Mediziner unterscheiden vier Allergie-Typen, von denen Typ I und Typ IV am häufigsten auftreten:

  • Typ I: Die Allergie vom Soforttyp, z. B. Heuschnupfen
  • Typ II: Die zytotoxische Reaktion, z. B. Zerstörung der roten Blutkörperchen nach einer Bluttransfusion mit einer unpassenden Blutgruppe, Reaktion auf Schmerzmittel oder Antibiotika
  • Typ III: Die Immunkomplexbildung, z. B. Vogelzüchterlunge (Reaktion auf Taubenkot)
  • Typ IV: Die zelluläre Immunantwort (Spättyp), Symptome überwiegend auf der Haut, z. B. Nickelallergie

Heuschnupfen

Der Heuschnupfen zählt zum Typ I und gehört zu den häufigsten Allergien. Pollenallergiker leiden längst nicht nur im Frühjahr, sondern oft das ganze Jahr über. Meist sind die in Deutschland rund zwölf Millionen Betroffenen gleich gegen die Pollen mehrere Pflanzen allergisch.

Die häufigsten Allergieauslöser für Heuschnupfen:

  • Bäume – Birke, Hasel, Erle und Esche
  • Gräser – Süßgräser wie Roggen
  • Kräuter – Beifuß und Beifuß-Ambrosie

Beschwerden entstehen dort, wo die Allergene direkt auftreffen – meist an den Schleimhäuten von Nase, Augen und Mund, was zu einer Reizung führt. Die Folgen sind meist:

  • tränende, juckende oder angeschwollene Augen
  • laufende oder verstopfte Nase
  • Husten- oder Niesreiz

Je nach Ausmaß der Allergie kann auch der Allgemeinzustand der Betroffenen beeinträchtigt sein – durch Kopfschmerzen oder Fieber. Auch Atemnot kann auftreten.

Ohne eine entsprechende Behandlung, kann es zu einem sog. Etagenwechsel kommen. Die Pollenallergie wechselt von den oberen zu den unteren Atemwegen und in der Folge entsteht ein allergisches Asthma, welches sich zu einem chronischen Asthma – dem Asthma bronchiale – weiterentwickeln kann. Bei ca. 30 Prozent der Pollenallergiker entwickelt sich ein chronisches Asthma innerhalb von zehn Jahren.

Kreuzallergien

Eine Kreuzallergie ist eine durch Heuschnupfen verursachte Nahrungsmittelallergie, die auftreten kann, aber nicht muss. Wer beispielsweise allergisch auf Baumpollen reagiert, kann bei einer Kreuzreaktion auch allergisch auf Baumfrüchte wie Äpfel, Kirschen oder Haselnüsse reagieren.

Stark kreuzallergen ist der Beifuß. Bei einer Allergie auf Beifußpollen kann es zu Problemen mit zahlreichen anderen Kräutern kommen, wie z. B. Anis, Curry, Koriander, Kümmel, Oregano und Senf. Auch der Verzehr von Lebensmitteln wie Karotten, Artischocken und Paprika kann allergische Symptome herbeiführen. Die betroffenen Nahrungsmittel als Pollenallergiker allerdings direkt vom Speiseplan zu streichen, ist nicht ratsam, sondern sollte mit dem Arzt abgeklärt werden.

Therapie von Allergien

Ob wirklich eine Allergie vorliegt, stellt ein Allergologe fest. Es gibt diverse Tests, mit denen eine Allergie nachgewiesen werden kann: z. B. Bluttest, Pricktest, Epikutantest oder Provokationstest. Um eine festgestellte Allergie loszuwerden, sollten Betroffene den jeweiligen Auslöser meiden oder zumindest versuchen, sich diesem nicht mehr als unbedingt notwendig auszusetzen. Es gibt diverse Medikamente, Kortison-Sprays oder Antihistaminika, die die Symptome lindern. Antihistaminika gibt es als Augentropfen, Nasensprays oder in Tablettenform.

Eine weitere Möglichkeit ist die Hyposensibilisierung, eine Immuntherapie, bei der dem Allergiker die allergieauslösende Substanz über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren verabreicht wird. Dies kann durch Gabe von Tabletten oder flüssigen Lösungen über den Mund (SLIT) oder durch eine Spritze vorzugsweise in den Oberarm (SCIT) durchgeführt werden.

Über den stetigen Kontakt soll sich der Körper langsam und nachhaltig an die Substanz gewöhnen. Bei konsequenter Durchführung einer Hyposensibilisierung besteht eine gute Chance, die Beschwerden zu verringern oder sogar ganz beschwerdefrei zu werden.

Maßnahmen am Arbeitsplatz

Allergiker sollten auch am Arbeitsplatz, an dem sie einen großen Teil ihres Alltags verbringen, darauf achten, sich ihren Allergenen nicht mehr als nötig auszusetzen. Hier einige Tipps:

  • Das Büro sollte möglichst pollenarm gehalten werden, um die Gesamtbelastung zu senken (ggf. Anbringen von Pollenschutzgittern). Lüften ist schwierig, da Pollen bei Wind zu jeder Tageszeit fliegen. Regelmäßiges Saugen und Wischen von Böden sowie feuchtes Abwischen des Arbeitsplatzes hilft ebenfalls.
  • Beim Autofahren mit dem Dienstwagen die Fenster geschlossen halten. Mikrofilter in der Lüftungsanlage helfen, Pollen abzuhalten.
  • Auf Outdoor-Aktivitäten wie die gemeinsame Mittagspause im Freien sollte mit Rücksicht auf die Pollenallergiker verzichtet werden.
  • Den Urlaub nach Möglichkeit auf die Pollensaison verlegen. Als Reiseziel pollenarme Gegenden wie das Hochgebirge oberhalb von 2000 Metern, Inseln oder Küstenbereiche mit überwiegendem Seewind auswählen.


Zu guter Letzt:
Wenn Sie selbst Allergiker sind, informieren Sie Ihre Kollegen aktiv über Ihr Leiden, damit niemand Ihnen Vorwürfe macht, Sie würden den nächsten Grippevirus in die Bürogemeinschaft einschleppen. Und wenn Sie Kollege eines Allergikers sind: Haben Sie Verständnis. Allergien können auch im hohen Lebensalter plötzlich auftreten – niemand sucht es sich aus.

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Foto: #203683657 | Urheber: Budimir Jevtic

 

Stand: März 2020