Strom kann den menschlichen Körper überall treffen. Ob im Haushalt, auf der Baustelle oder während eines Gewitters. Ganz unterschiedlich ist dabei die Stromspannung, die auf den Körper einwirkt. Wer in der Küche in den Toaster fasst, befindet sich im Niedrigspannungsbereich – bis zu 1.000 Volt. Doch schon kleine Elektrounfälle können Herz-Rhythmus-Störungen auslösen und im Einzelfall lebensgefährlich sein. Wer hingegen von einem Blitz getroffen wird, ist einer Hochspannung von mehr als 1.000 Volt ausgesetzt und wird in den meisten Fällen durch Verbrennungen lebensbedrohlich verletzt und kann daran sterben. Besonders häufig von Elektrounfällen betroffen sind berufstätige Erwachsene. Zwar nimmt die Anzahl der Stromunfälle in Deutschland seit Jahren ab, doch ist die Gefahr, dass ein Elektrounfall tödlich endet, sehr hoch.
Merke: Vom elektrischen Strom geht eine „schwer erkennbare Gefahr“ aus, weil er nicht zu hören, zu riechen oder zu sehen ist!
Info:
- Niederspannungsbereich bis 1.000 V
- Hochspannungsbereich ab 1 kV
Was macht Strom mit dem menschlichen Körper?
Über die Folgen eines Elektrounfalls entscheidet vor allem die Stromspannung (Volt), mit der ein Mensch dabei in Kontakt kommt. Die einfache Regel lautet: Je höher die Stromspannung, desto größer ist das Risiko für Herz-Rhythmus-Störungen und mögliches lebensgefährliches Kammerflimmern sowie einen Herzstillstand. Aber auch die Stromstärke (Ampere), die Stromart (Wechsel- oder Gleichstrom) sowie die Durchströmungszeit und der Weg des Stroms durch den menschlichen Körper beeinflussen die Wirkung.
Bei einer sehr niedrigen Stromspannung fühlt sich der Kontakt mit dem Strom eher wie ein kurzer Schlag an. Wir sprechen umgangssprachlich davon, „eine gewischt zu bekommen“. Meist ist in solchen Fällen der Schreck größer als der tatsächliche Schmerz. Bei Elektrounfällen mit hoher Stromspannung und in Folge von Lichtstörbögen kommen häufig schwere Verbrennungen vor, aber auch Muskelverkrampfungen und dadurch bedingte Schädigungen des Nervensystems oder bleibende Lähmungen bis hin zum Tod können weitere Folgen von schwerwiegenden Elektrounfällen sein. Durch den Stromeintritt und -austritt am Körper entstehen Verbrennungen mit sichtbaren Brandwunden in der Haut. Die sogenannten Strommarken helfen, den Stromweg durch den Körper nachzuvollziehen.
Strom und Feuchtigkeit – gefährliche Kombination
Wasser leitet Strom. Deshalb ist ein Elektrounfall im heimischen Badezimmer oder auf einer Baustelle in einer großen Pfütze stehend, gefährlicher als auf trockenem Boden. Warum? Der Widerstand der menschlichen Haut sinkt mit steigender Hautfeuchtigkeit. Es muss also nicht die volle Badewanne sein – auch bei Feuchträumen ist besondere Vorsicht im Umgang mit elektrischen Geräten und vor allem die Sicherheit der elektrischen Anlagen geboten.
Arbeitsschutzmaßnahmen bei elektrischer Gefährdung
Um die Gefährdung durch einen elektrischen Schlag auszuschließen, muss vor der Arbeit an unter Spannung stehenden Teilen der spannungsfreie Zustand hergestellt werden. Nur dann ist das Berühren der Teile ungefährlich und elektrische Schläge, Kurzschlüsse und Störlichtbögen können ausgeschlossen werden. Arbeiten an einem Hochvoltsystem, wie z. B. an Fahrzeugen mit Elektromotoren, sind nur unter Aufsicht einer Fachkundigen Person (FHV) erlaubt.
Zu den technischen, organisatorischen und personenbezogenen Schutzmaßnahmen gehören:
- Technische Maßnahmen, z. B. Isolierung, feste Abdeckungen
- Organisatorische Maßnahmen, z. B. Kennzeichnung von Gefahrenbereichen, Einhaltung vorgeschriebener Wartezeiten zum Abbau von Spannung
- Personenbezogene Maßnahmen, z. B. persönliche Schutzausrüstung (Schutzkleidung, Isolierhandschule, Helm mit Visier) sowie Unterweisungen
Wichtig: Die fünf Sicherheitsregeln
- Freischalten
- Gegen Wiedereinschalten sichern
- Spannungsfreiheit feststellen
- Erden und kurzschließen
- Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken
Erste Hilfe beim Elektrounfall
Das Besondere bei den Maßnahmen der Ersten Hilfe im Falle eines Stromunfalls ist, dass Ersthelfende zunächst für die Stromunterbrechung sorgen müssen. Das bedeutet: das Gerät ausschalten, den Strom abschalten und dafür sorgen, dass er nicht wieder eingeschaltet wird.
Nur wenn der Stromkreis unterbrochen ist, können sich Ersthelfende ohne Eigengefahr der verunfallten Person nähern, um die bekannten Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen. Versuchen Sie ggf. die betroffene Person mit nichtleitenden Hilfsmitteln wie z. B. einer Decke oder einem Holzbesen von der Stromquelle wegzuziehen. Ziehen Sie Isolierhandschuhe an, ehe Sie die Person berühren.
Wichtig: Die eigene Sicherheit und damit der Selbstschutz stehen immer an erster Stelle!
Im Hochspannungsbereich ist die Stromunterbrechung nur durch Fachpersonal möglich. Ersthelfende müssen einen Sicherheitsabstand von mindestens 20 m einhalten, um sich nicht selbst in Gefahr zu begeben. Stromunfälle unter Hochspannung können für Ersthelfende aufgrund eines möglichen Spannungstrichters lebensbedrohlich sein.
Achtung: Bei jedem Elektrounfall sollte nach einem Elektrounfall eine ärztliche Untersuchung erfolgen! Auch wenn die verunfallte Person nach einem Elektrounfall ansprechbar ist und augenscheinlich alles gut ist, können Herz-Rhythmus-Störungen oder innere Verbrennungen vorliegen.
Lesen Sie auch meinen Beitrag zur Ersten Hilfe am Arbeitsplatz …
Weitere Informationen
- DGUV Information 203‑077 „Thermische Gefährdung durch Störlichtbögen“
- DGUV Information 209-093 „Qualifizierung für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen“
- Quarks: Das passiert bei einem Blitzschlag im Körper
- Video von Brillux: „Erste Hilfe: Stromunfälle“
- Deutsche Herzstiftung: Fragen zu Herzrhythmusstörungen
Foto: markus-spiske-GsXRFtZOoBc-unsplash
Stand: Oktober 2023