Am 4. Februar ist Weltkrebstag – Zeit, um über die Krebsart zu informieren, die in Deutschland zwar an Platz 3 der zum Tode führenden Krebserkrankungen steht, aber immer noch ein Tabuthema darzustellen scheint: Prostatakrebs.
Die Prostata
Die Prostata ist eine etwa vier Zentimeter große Drüse, die unterhalb der Harnblase sitzt und die Harnröhre ringförmig umschließt. An der Rückseite grenzt sie an den Enddarm. Zusammen mit den Hoden gehört die Prostata zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Sie ist für die Produktion von Samenflüssigkeit zuständig, die die Spermien transportiert. Kommt es zum Samenerguss, ziehen sich die Muskeln der Prostata zusammen und pressen die Flüssigkeit in die Harnröhre. Wachstum und Funktion der Prostata werden von dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron gesteuert. Bei jungen Männern wiegt die Prostata etwa 20 Gramm und kann im Verlauf des Lebens auf bis zu 100 Gramm anwachsen.
Wie entsteht Prostatakrebs?
Die Ursachen von Prostatakrebs sind noch weitgehend unbekannt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko einer Prostatakrebserkrankung erhöhen können. Diese lassen sich jedoch wenig beeinflussen. Als wichtigste Faktoren gelten Alter und familiäre Veranlagung. Außerdem wird diskutiert, ob Umwelteinflüsse, zum Beispiel Ernährung, Lebens- und möglicherweise auch Arbeitsbedingungen eine Rolle spielen.
Häufigkeit und Einflussfaktoren
Jeder vierte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs. Die meisten Betroffenen haben das 70. Lebensjahr dabei bereits hinter sich gelassen. Sehr selten wird Prostatakrebs bei unter 50-Jährigen diagnostiziert.
Man schätzt, dass 90-95 % der Patienten mit Prostatakrebs „spontan“ erkranken, d.h., dass keine vererbbaren Risikogene beteiligt sind. In den anderen Fällen spielt neben dem Alter auch die familiäre Vorbelastung eine große Rolle. Je mehr direkte Angehörige, also Brüder und Vater, betroffen sind, desto höher ist tatsächlich das persönliche Risiko eines Mannes, ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken. Auch das Alter spielt eine Rolle: Je jünger die erkrankten Angehörigen bei der Diagnosestellung waren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass vererbbare Gene an der Erkrankung beteiligt sind.
Zudem nehmen die männlichen Geschlechtshormone Einfluss auf das Wachstum von Prostatakrebszellen. Zwar ist ihre Rolle noch nicht vollends erforscht, doch weiß man inzwischen, dass ohne Testosteron kein Prostatakrebs entstehen kann.
Neben diesen für Betroffene eher unveränderlichen Faktoren geht man heute davon aus, dass durch den Lebensstil das individuelle Risiko beeinflusst werden kann. So können Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und körperliche Inaktivität das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Studien zum Einfluss dieser Faktoren dauern jedoch noch an.
Zur allgemeinen Gesunderhaltung raten Experten heute, auf einen „gesunden Lebensstil“ zu achten. So können die sekundären Pflanzenstoffe und bioaktiven Substanzen in Obst und Gemüse vor Krebs schützen. Eine Verzehrmenge von mindestens 650 Gramm am Tag wird empfohlen. Fleisch und Wurst sollten hingegen nur zwei bis drei Mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Tierische Fette sind durch Pflanzenfette zu ersetzen und der Alkoholkonsum auf 250 ml Wein oder einen halben Liter Bier pro Tag beschränken. Zudem sollten Sie sich an mindestens fünf Tagen pro Woche eine halbe Stunde lang bewegen – machen Sie zum Beispiel einen Verdauungsspaziergang nach dem Mittagsessen zu einem Ritual.
Wie erkennt man Prostatakrebs?
Prostatakrebs löst im Anfangsstadium keinerlei Beschwerden aus, weshalb Betroffene erst dann aufmerksam werden, wenn die Geschwulste bereits sehr groß sind und folgende Symptome auftreten können:
- erhöhter Harndrang, vor allem nachts
- Schwierigkeiten oder Unfähigkeit zu Urinieren
- Schmerzen bei der Ejakulation
- Blut im Urin und/oder in der Samenflüssigkeit
- schwacher oder ununterbrochener Harnfluss
- Schmerzen in der Prostata
- Schmerzen im unteren Rücken, den Hüften, Oberschenkeln oder Becken
- verminderter Samenfluss
- Erektionsschwäche oder Impotenz
Diese Symptome können jedoch auch bei einer gutartig vergrößerten Prostata auftreten. Die einzige Methode, um Prostatakrebs in einem gut behandelbaren Stadium zu erkennen, ist daher die Vorsorgeuntersuchung. Ab einem Alter von 45 Jahren können Männer einmal jährlich die Leistungen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms in Anspruch nehmen, familiär Vorbelastete schon ab dem 40. Lebensjahr. Diese Untersuchungen sind kostenlos und beinhalten neben einem Gespräch das Abtasten der Prostata sowie eine Untersuchung der Geschlechtsorgane und der Lymphknoten in der Leiste. Auf diese Weise können jedoch nur oberflächliche Karzinome erfühlt werden.
Eine weitere Möglichkeit, um eine bösartige Veränderung der Prostata bereits im frühen Stadium erkennen zu können, ist die Durchführung des sogenannten PSA-Testes. PSA steht für prostataspezifisches Antigen, welches im Blut nachgewiesen wird. Dieser Test ist nach wie vor umstritten. Ob Männer mit regelmäßigen PSA-Tests länger und vor allem besser leben, steht nicht fest. Die Kosten für den PSA-Test müssen privat gezahlt werden. Besprechen Sie daher ausführlich mit ihrem behandelnden Arzt, ob solch ein Test bei Ihnen sinnvoll ist.
Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung ist die Entnahme von mehreren Gewebeproben aus der Prostata, die sogenannte Biopsie, zur Zeit die einzige verlässliche Methode zum Nachweis eines Karzinoms. Diese Untersuchung kann ambulant durchgeführt werden. Ein stationärer Aufenthalt ist bei den meisten Männern nicht notwendig.
Gleason-Score
Gewonnene Gewebeproben werden von einem Pathologen untersucht, der die Bösartigkeit der Zellen beurteilt. Zur Einstufung der Aggressivität des Tumors hat sich der international gebräuchliche Gleason-Score durchgesetzt, benannt nach dem amerikanischen Arzt Donald Gleason. Mithilfe des Gleason Scores wird die Bösartigkeit des Krebses in Zahlen ausgedrückt. Sie erlauben dem Urologen ein Abschätzen der Gefährlichkeit und beeinflussen somit auch die Wahl der Therapieform. Die Zahl 1 steht für einen gut differenzierten Tumor, dessen Zellmuster dem normalen Prostatagewebe sehr ähnlich ist. Die Zahl 5 steht hingegen für einen schlecht differenzierten Tumor, dessen Wachstumsmuster sich stark von normalem Prostatagewebe unterscheidet.
Behandlung von Prostatakrebs
Ob und wie Prostatakrebs behandelt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Fest steht: Je früher die Diagnose, desto höher die Heilungschancen. Wird ein Tumor entdeckt, kann dieser zunächst auch lediglich beobachtet werden. Diese sogenannte „aktive Überwachung“ wird z. B. am Universitätsklinikum Münster angeboten und eignet sich nur für bestimmte Arten von Prostatakrebs. Patienten sollten sich hierbei von ihrem Urologen beraten lassen.
Befindet sich der Tumor im Frühstadium und ist lokal begrenzt, stehen die dauerhaften Heilungschancen durch eine Operation sehr gut.
Strahlentherapie kommt bei lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz, um das Risiko einer Wiedererkrankung zu mindern.
Neue Therapieformen mit Kälte und Ultraschall befinden sich noch in der Testphase und werden bisher lediglich im Rahmen von Studien angewendet.
Ist der Tumor bereits weiter fortgeschritten oder hat Metastasen gebildet, kann eine weitere Ausbreitung mithilfe einer Hormontherapie gestoppt werden.
Die Chemotherapie ist im Rahmen der Prostatakarzinombehandlung nicht das Verfahren der ersten Wahl. Selbst bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung bietet die Hormontherapie fast immer bessere Möglichkeiten, gegen Metastasen oder Lymphknoten mit Tumorbefall anzugehen.
In jedem Fall sollten Sie die angebotenen Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen und sich von Ihrem Urologen beraten lassen.
Mehr Informationen unter…
www.krebsinformationsdienst.de
www.krebshilfe.de
www.krebsgesellschaft.de
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